Arbeitslose werden bekämpft
28 April 2011
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Wirtschaft
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Erwerbslose und ostdeutsche Politiker halten die Reformpläne beim Arbeitslosengeld für gefährlich. Ihrer Ansicht nach werden sie allein zu einer Verarmung der Leistungsempfänger führen.

Baden-Baden/Berlin - Nach Ansicht von Harald Rein, Sprecher der
Bundesarbeitsgemeinschaft Erwerbslose, geht es der Regierung
nur darum, möglichst vielen Arbeitslosen die Leistungen zu
streichen. "Ich glaube, das hat den einfachen Sinn, dass hier
nicht Arbeitslosigkeit, sondern Arbeitslose bekämpft werden",
sagte er in einem Interview mit dem SWR. Letztlich liege es
nicht im Verhalten des einzelnen Arbeitslosen, dass er keine
Arbeit finde, sondern an der Situation auf dem Arbeitsmarkt.
Rein kritisierte auch, dass Sozialhilfeempfänger künftig eine
Pauschale für Anschaffungen bekommen sollen. In Städten, wo es
schon solche Pauschalen gebe, habe sich gezeigt, dass die
Sozialhilfeempfänger unter dem Strich weniger Geld bekämen,
sagte Rein. Der SPD-Vorsitzende von Mecklenburg-Vorpommern,
Till Backhaus, wirft der Bundesregierung vor, mit ihren
Reformvorhaben "die weitere Ausblutung des Ostens
voranzutreiben". In einem Interview mit der "Berliner Zeitung"
bemängelte Backhaus vor allem die geplante Zusammenlegung von
Arbeitslosen- und Sozialhilfe und die damit verbundenen
Leistungskürzungen. "Die geplanten Einschnitte sind für viele
Menschen im Osten nicht zu verkraften", zitierte die Zeitung
den SPD-Landesvorsitzende und Schweriner
Landwirtschaftsminister. Wenn da weiter gekürzt werde, führe
das in Regionen wie Vorpommern zu Armut. Bereits jetzt sei
Kinderarmut ein reales Problem. Auch bei den geplanten
Sanktionen für Arbeitsunwillige nehme die Bundesregierung zu
wenig Rücksicht auf die speziellen Probleme Ostdeutschlands. Im
Westen könnten schärfere Regeln berechtigt sein, sagte
Backhaus. Im Osten jedoch stünden derzeit 180.000 Arbeit
suchende Menschen 6.000 offene Stellen gegenüber. "Wenn wir
also Empfängern von Sozial- oder Arbeitslosenhilfe ans
Portemonnaie gehen, dann führt das hier zur weiteren
Abwanderung in den Westen", so Backhaus.